“Schwarze Adler”(DE)

SAFE ZONE - Schwarze Adler

Dokumentation "Schwarze Adler"

Dokumentarfilme über den deutschen Fußball wurden seit jeher über Triumphe erzählt.
Vom legendären Endspiel 1954 in Bern über Franz Beckenbauer bis hin zu Günther Netzer, dem Sommermärchen 2006 oder die Erfolge von Silvia Neid mit der Frauennationalmannschaft.

Die Dokumentation „Schwarze Adler“ nimmt hierbei einen Perspektivwechsel vor und betrachtet die persönlichen Geschichten von People of Color (PoC) im Trikot der deutschen Nationalmannschaft seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Eine bewegende und aufwühlende Dokumentation, die den Betrachtenden drastisch verdeutlicht, dass struktureller Rassismus schon immer in der Gesellschaft etabliert war und auch weiterhin etabliert ist.

Im Jahr 1997 spielen Otto Addo und Gerald Asamoah gemeinsam für Hannover 96 im entscheidenden Relegationsspiel gegen Energie Cottbus. Beide werden gezielt beleidigt und mit Bananen beworfen. Eine Extremerfahrung, wie Asamoah später berichtet. Trotzdem entscheidet er sich für die deutsche Nationalmannschaft, Otto Addo hingegen entscheidet sich für die Nationalmannschaft von Ghana – auch, weil er sich aufgrund der Anfeindungen nicht als Deutscher fühlt.

Fast 10 Jahre später erlebte das Gastgeberland Deutschland die Fußballweltmeisterschaft 2006 im eigenen Land. Multikultureller Austausch, fröhliche Menschen überall und strahlende Spieler. Mittendrin ist damals auch Gerald Asamoah, selbsternannter Mannschafts-DJ und Inbegriff der herzlichen Atmosphäre in Deutschland. Hätte man die Stimmung des sogenannten „Sommermärchens“ anhand eines Bildes abbilden müssen, so wäre es sicherlich der strahlende Gerald Asamoah gewesen, der sowohl die Spielfreude als auch die gesellschaftlich gelöste Stimmung in sich vereinte und ein Land repräsentierte, welches Rassismen scheinbar endlich überwunden sah.

Lediglich drei Monate später, nur einen Tag nach der Satzungsaufnahme des Anti-Rassismus-Paragraphen beim DFB, scheint dieses Bild aus den Köpfen verschwunden. Im DFB-Pokalspiel gegen Hansa Rostock wird Gerald Asamoah lautstark von den Rängen mit Affenlauten bedacht und fortlaufend rassistisch beleidigt. Die Fußballwelt sieht in Echtzeit die zunehmende Verzweiflung des Spielers, der ungläubig in die hasserfüllten und radikalisierten Gesichter der Zuschauer blickt.

Dies ist lediglich eine von insgesamt vierzehn Geschichten, die die Dokumentation nachzeichnet – von den ersten PoC-Nationalspieler Erwin Kostedde und Jimmy Hartwich, über Anthony Baffoe und Otto Addo bis hin zu den Frauennationalspielerinnen Steffi Jones und Shary Reeves sowie den Jungnationalspielern Jordan Torunarigha und Jean-Manuel Mbom

Was hängen bleibt, ist die traurige und bittere Erkenntnis, dass Rassismen und Diskriminierungen weiterhin fest verankert sind. Diese müssen dabei nicht unbedingt lautstark in Erscheinung treten, sondern können auch subtil stattfinden: während des Fußballtrainings, im Umgang mit anderen Spieler:innen oder auch im Alltag.

Umso wichtiger erscheint es, Bildungsprogramme wie SafeZone umzusetzen und weiterzuentwickeln, um Radikalisierungen vorzubeugen und Trainer:innen als Multiplikator:innen auszubilden. Falls jemand daran gezweifelt hat, gibt der Dokumentarfilm die Antwort darauf.

 

Die Dokumentation ist aktuell bei Amazon Prime Video sowie ab dem 18.06.21 im ZDF und der ZDF-Mediathek auf Abruf verfügbar. Zudem erscheint im Sommer eine Version mit englischen Untertiteln für den internationalen Bereich.